Howard Phillips Lovecraft wurde am 20. August 1890 in Providence in Rhode Island geboren. Mit Ausnahme von zwei Jahren in der Nähe von New York, verbrachte er sein gesamtes Leben in dieser malerischen Gegend in Neu-England und ließ auch die meisten seiner Geschichten dort spielen. Am bekanntesten wurde sein Cthulhu-Mythos. Er beschrieb darin das Wirken von Wesen, die vor Urzeiten aus dem All geherrscht hatten und deren Überbleibsel noch immer in den Tiefen der Ozeane und der Erde begraben sind. Jeglicher Kontakt mit ihnen ging mit schwersten psychischen Folgen für den Betreffenden einher. Dass Lovecraft das Thema psychischer Störungen intensiv beschäftigte war dabei kein Zufall. Schon im zarten Alter von drei Jahren wurde er unsanft mit diesem Thema konfrontiert.
Sein Vater wurde zu diesem Zeitpunkt mit Wahnvorstellungen in eine Psychiatrie eingewiesen, wo er fünf Jahre später starb. Hinzu kam, dass auch seine Mutter geistig labil war. Sie wird als „herrschsüchtig“ und gleichzeitig als „depressiv“ beschrieben und zeigte offenbar erhebliche neurotische Symptome. 1919 wurde sie schließlich ebenfalls stationär aufgenommen und starb in der Klinik an „geistiger und psychischer Erschöpfung“. In diesem fragilen Umfeld war es sein Großvater, der Lovecraft dazu ermutigte, Gedichte und unheimliche Erzählungen zu verfassen. Nach dessen Tod im Jahre 1904 verfiel H.P. dann zunächst in eine fast zehn Jahre andauernden Phase der Lethargie. Erst als er sich 1914 einem Verband von Hobby-Schriftstellern anschloss, wurde seine Lust an fantastischer Literatur neu entfacht. Um seine Leidenschaft mit Freunden und Kollegen zu teilen, verfasste er Zeit seines Lebens geschätzte 80.000 Briefe.
Schon zu Lebzeiten forderte Lovecraft darin seine Zeitgenossen auf, seine Gedankenwelten und Kreaturen in eigene Werke einfließen zu lassen, was Schriftsteller wie Robert E. Howard und August Derleth auch erfolgreich umsetzten. Spätestens seit Ablauf des Copyrights von Lovecrafts Erzählungen, finden seine Ideen beständigen Eingang in einer Vielzahl neuer Spiele, Comics, Filme und Romane. Sein Einfluss auf die Literatur, aber auch auf die Popkultur als Ganzes, hat in den vergangenen 80 Jahren daher keineswegs abgenommen, sondern ist geradezu neu erblüht.
Dabei darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass der Schöpfer jener dunklen Geschichten, auch fremdenfeindliche und rassistische Meinungen vertrat, die mitunter unangenehm in seinen Erzählungen durchscheinen. Lovecraft lebte in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit, gesellschaftlichen Umwälzungen und einer beginnenden Emanzipationsbestrebung von Minderheiten, die ihm Angst einflößte. Diese Angst vor dem Fremden ist häufig ein zentrales Motiv seiner Erzählungen. Mitunter benannte er die Bedrohung seiner literarischen Protagonisten durch den von ihm beschworenen kosmischen Horror als „Mischlinge“, „Mulatten“ oder gar „verunreinigte Stammbäume“. Selbstredend distanzieren wir uns sehr deutlich von solchen unreflektierten und diskriminierenden Ideen, wie auch von allen denkbaren Formen von Fremdenfeindlichkeit und Hass.
Vermutlich war sein eifriger Briefwechsel einer der Gründe, dass auch Lovecraft selbst gegen Ende seines Lebens umdachte. Er schrieb dazu: „Ich sah mich dutzenden von unterschiedlichen Gesichtspunkten gegenüber, die mir ansonsten nie in den Sinn gekommen wären. Mein Verständnis und meine Sympathien wuchsen und viele meiner sozialen, politischen und wirtschaftlichen Ansichten änderten sich als Folge meines wachsenden Wissens.“
Lovecrafts Geschichten kann man indes auch auf einer tieferen Bedeutungsebene betrachten. Er thematisiert, was wir im Alltag oft verdrängen: unsere eigene Vergänglichkeit, die Zerbrechlichkeit des menschlichen Geistes und die Tatsache, dass wir im Kontext der Unendlichkeit unseres Kosmos nur ein winziges Staubkorn der Existenz darstellen. Diese Reflektion dieser Aspekte kann schon einzeln herausfordernd und verstörend wirken. In ihrer Verknüpfung machen Sie unsere Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit am Erleben seiner fiktiven Figuren wahrnehmbar.
H.P. Lovecraft starb am 15. März 1937 an Darmkrebs. Seine beängstigenden Welten jedoch leben in seinen Geschichten weiter und werden von aktuellen Größen der phantastischen Literatur beständig fortgeschrieben. Sie werden den geneigten Leser, Zuschauer und Spieler noch lange mit einem sanften Schauer über die eigene Bedeutung in der Unendlichkeit von Zeit und Raum nachdenken lassen.
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